Im Jubiläumsjahr hat die Feldmusik Triengen dreimal im Forum Triengen konzertiert. Für einmal stand nicht nur die Musik sondern auch die 175-jährige Geschichte im Zentrum. Diese wurde von der Theatergesellschaft Triengen in Szene gesetzt. Als Hauptdarsteller fungierte das älteste Mitglied der Feldmusik, der Schellenbaum. Er wusste natürlich einige spannende Episoden seit der Vereinsgründung 1848 zu erzählen.
Das Konzert kam beim Publikum gut an, wie der Pressebericht der Trienger Woche zu berichten weiss:
«Ein Musikverein erzählt Dorfgeschichte(n)
Die Feldmusik Triengen feiert ein Jahr lang ihr 175-jähriges Bestehen, aktuell mit den Jubiläumskonzerten. Dabei geben Protokole, diealogisch interpretiert, amüsante Details preis. Sie garnieren die musikalischen Darbietungen mit Anekdoten aus der Vereinsgeschichte, Politisches inbegriffen. Und das am 12. und 13. Mai nochmals.
In der 175-jährigen Geschichte der Feldmusik Triengen, einem Erstklassverein in Harmoniebesetzung, widerspiegelt sichein gutes Stück Dorf-, ja Kantonsgeschichte. Schweizer Geschichte? Ja, sogar das. Am 12. September 1848 wurde bekanntlich die Schweiz als Bundesstatt gegründet. Dies nach Freischarenzügen 1844 und 1845, als liberal-radikale Kreise die konservative Regierung in Luzern stürzen wollten. Im Sonderbundskrieg zwischen den liberalen Kantonen gegen die konservativen, also die katholischen Innerschweizer Kaontone plus Freiburg und Wallis, siegten die Liberalen und schufen die Bundesverfassung von 1848.
Rot oder schwarz musizieren?
Das Musizieren hatte einen eminent politischen Unterton: Die Feldmusik, vermutlicht im gleichen Jahr gegründet, wie die PRägung auf deren Schellenbaum zeigt, war (und ist?) ein liberaler Musikverein. Schwarz also. Ihr Rivale, die Harmoniemusik, katholisch-konservativ, also rot (später CVP, heute Die Mitte), wurde 1896 gegründet. Politisch grundierte Kultur, wie sie es in mehreren Gemeinden des Kantons gab und gibt, auch bei Turnvereinen. Ein Trio aus dem Verein hat Akten studiret, und diese bilden im Jubiläumskonzert die Grundlage für theatrale Einschübe schmunzelnerregender Art, dargeboten von einem Quartett der Theatergesellschaft. Sie verbinden auch die Musikstücke. Da ist von einem Brand 1936 die Rede, die Protokolle, Noten, Uniformen kostete. Darum kein Gründungsdatum. Dafür sind Disziplinlosigkeiten, wie bechern und schloten während der Proben, verbürgt. Kein Wunder, gabs grottenschlechte Berichte von Musikfesten: “sehr schlecht”, “Missgriff”, “Allegro zu schnell, Andante zu matt”.
Islamische Symbole
Ein Unikum, schweizweit (es gebe davon nur drei in der Schweiz, so Vereinspräsident Valentin Fischer), ist der Schellenbaum mit osmanischen, also islamischen Symbolen, zum Beispiel Halbmonden. Im Dialog mit diesem “Wahrzeichen” kommen aber nicht nur witzige Anekdoten aus der Vereinsgeschichte ans Tageslicht. Wie jene von einem Musikfest in Wohlen, das man mit Ross und Wagen besucht haben: “Mit 25 Flaschen Tee statt saurem Most und vom Arzt verschriebenen Beruhigungstabletten.” Bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts war das Musizieren durch die Vereinswahl Ausdruck der politischen Gesinnung. Mit der Konsequenz, dass an Beerdigungen die katholisch-konservative, rote Harmonie das Privileg hatte, in der Kriche zu musizieren: “Die Feldmusik durfte nur auf dem Friedhof spielen.” Was im Sketch die Frage aufkommen lässt, ob ein schwarzes B anders klinge als ein rotes. Seither dürfen beide Vereine in der Kriche auftreten.
Konzert kommt beim Publikum an
In den Sketches kommen auch Interna aufs Tapet, die in der Pause und nach dem Konzert Gesprächsstoff liefern. Immerhin: Im Verlaufe der Jahrzente wurden die Festberichte positiver, vor allem in der Marschmusik. Die 35 Musikantinnen und Musikanten der Feldmusik Triengen, verstärkt durch rund zehn “Zugewandte”, liefern zu ihrem Jubiläum ein hochstehendes Konzert ab. Das Korps überzeugt mit Dynamik, kann feinzart und pompös-kräftig, Hymne ebenso wie Swing, orchestral-konzertant genau so wie den Ohrwurm. Und als Zugabe gibt’s einen Marsch: “Hinter dem Schellenbaum.” Wer es verpasst hat: Am 12. und 13. Mai ist Gelegeneheit, das Konzert nochmals zu geniessen. Umd am 24. Juni gibt es ein grosses Festival zzm 175. Geburtstag.
Und wie steht es heute mit der musikalischen Politik, der politischen Musik? Was vor Kurzem noch kaum möglich war, geht heute, obwohl er auch schon gefragt worden sie, ob er nicht im falschen Verein sei: Mitge-Gemeinderat Daniel Schmid bläst bei der Feldmusik ins Horn. Der Kulturkampf ist der jugen Vereinsführung fremd, Musik unpolitisch. Da können auch Rote im schwarzen Verein aushelfen. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt: Noten sind neutral.»
Die Feldmusik Triengen dankt allen die in irgendeiner Art zu den erfolgreichen Jahreskonzerten beigetragen haben. Wir freuen uns viel Publikum am “Das Festival” am 24. Juni 2023 begrüssen zu dürfen.

